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Domklausur Brandenburg

Bauzeit:bis 2012 in mehreren Bauabschnitten
Bauherr:Domstift Brandenburg
Baukosten:11.000.000,- Euro, netto
Leistungsumfang:Gebäude-, Tragwerks- und TGA-Planung, restauratorische, bauhistorische, archäologische und schadenstechnische Voruntersuchung und Baubegleitung
Bauort:Bauort

Die Domklausur, deren drei Flügel zusammen mit dem Dom einen rechteckigen Innenhof, den sogenannten Friedgarten, einschließen. Hat eine vielfältige Baugeschichte. Seit dem Bau des Ostflügels auf den Fundamenten des Vorgängerbaus etwa 1235 gab es kein Jahrhundert ohne gravierende bauliche Änderungen an einem der Flügel.

2001 begannen wir mit der Sanierung der Gewölbe über dem unteren Kreuzgang des Nordflügels. Für den Zugang zur Oberseite wurde der Parkettfußboden aufgenommen. Darunter befand sich eine Füllung in zwei Schichten: eine obere Schicht aus Bauschutt des Jahres 1875 und eine untere Schicht aus der Bauzeit des Nordflügels. Die Funde in dieser Schicht, wie bemalte Rippensteine und zahlreiche Reste mittelalterlicher Dachziegel, lassen auf ein abgerissenes Vorgängergebäude schließen. Das Material wurde ausgesiebt und die Funde gesichert. Nach der denkmalgerechten Sanierung der Gewölbe wurde ein Ziegelfußboden eingebaut, wie er im 15. Jahrhundert vorhanden war.

Seit den neunziger Jahren war bekannt, dass sich Spuren mittelalterlicher Malerei auf den Wänden und Gewölben des oberen Kreuzgangs befinden. Sie wurden in mehrmonatiger Arbeit von Restauratoren freigelegt und konservatorische behandelt. Fehstellen in den Malereien wurden als solche belassen, eine Rekonstruktion wurde nicht vorgenommen. Die zum großen Teil gut erhaltenen Malereien aus dem 15. Jahrhundert sind qualitativ hochwertig und stellen eine Rarität für den Raum nördlich der Alpen dar. In den Gewölben des Kreuzgangs befinden sich rot-grüne Rankenmalereien. Die Darstellung von Blüten und Früchten sind teils naturalistisch, teils stilisiert und fast abstrakt. Eine historisch bedeutsame Entdeckung gelang mit den – allerdings schlecht erhaltenen – Malereien auf den Wänden des oberen Kreuzgangs. Sie bestehen aus szenischen Darstellungen und lateinischen Textblöcken. Hartmann Schedel versuchte in seiner Weltchronik von 1493 ein vollständiges Bild seiner Gegenwart als des sechsten Weltzeitalters zu geben. In der Chronik kommt eine Bibliothek vor, in der der Kanon der mittelalterlichen Künste auf den Wänden dargestellt ist: die Philosophie, die drei sprachlichen und vier mathematischen Künste, aber auch die Jagd und die Schaustellerei. Schedel beschrieb die Bilder und zitierte die Inschriften. Durch den Vergleich mit den Texten und Bildern im oberen Kreuzgang könnten wir nachweisen, dass Hartmann Schedel die Brandenburger Klausur gesehen hat, wahrscheinlich zu einem Zeitpunkt zwischen 1456 und 1462. Damit ist auch die Nutzung des Kreuzgangs als Bibliothek belegt.

Ab 2007 wurden die weiteren Räume des Nordflügels saniert und neuen Nutzungen übergeben. So wurden im Dachgeschoss Archivräume für das Domstift geschaffen. Im Obergeschoss befinden sich neben Sanitärräumen, die Restaurierungswerkstatt des Domstiftes und der Musikraum der Grundschule, deren Klassenräume sich im Westflügel der Klausur befinden. Im Erdgeschoss befinden sich die Lehrerzimmer der Grundschule sowie Veranstaltungsräume des Domstiftes. Zur barrierefreien Erschließung der Klausur gibt es zwischen Nord- und Ostflügel einen in ein Treppenhaus integrierten Aufzug, der die unterschiedlichen Geschosshöhen der Gebäudeteile miteinander verbindet. Im Zuge der Sanierungsarbeiten mussten Kellergewölbe freigelegt werden, wodurch unter anderem zerbrochene Ofenkacheln mit biblischen Darstellungen in der Auffülle gefunden wurden. Sie wurden gesichert und konnten zum Teil wieder zusammengesetzt werden. Bei den Erdarbeiten für den Aufzug wurde die Hypokaustenheizung des ehemaligen Winterrefektoriums entdeckt und dokumentiert. Bei der Sanierung der Nordflügelfassade, die über die Jahrhunderte mehrfach verändert wurde, wurden die ehemaligen Strebepfeiler wieder errichtet, um die sehr lange Fassade wieder zu gliedern. Die gesamte Nordseite wurde mit einer hellen Kalkschlämme überzogen, die die unterschiedlichen Umbauphasen und somit die Baugeschichte des Gebäudes weiterhin erkennen lässt.